Die Begriffe "Sthira" und "Sukha" stammen aus dem Sanskrit und sind zentral für das Verständnis und die Praxis des Yoga. Sie tauchen im Yoga Sutra von Patanjali auf, einem der wichtigsten klassischen Texte des Yoga. Im Vers 2.46, "Sthira Sukham Asanam", erklärt Patanjali, dass jede Haltung (Asana) sowohl stabil (Sthira) als auch angenehm (Sukha) sein sollte. Doch was bedeuten diese Begriffe, und wie können wir sie in unserer Yoga-Praxis und im täglichen Leben anwenden?
Sthira: Die Kraft der Stabilität
"Sthira" bedeutet fest, stabil und beständig. In der Yoga-Praxis bezieht sich Sthira auf die Stabilität, die notwendig ist, um ein Asana länger zu halten. Diese Stabilität ist nicht nur physisch - sie umfasst auch die geistige Entschlossenheit und den Fokus, der erforderlich ist, um eine Haltung mit Hingabe und Konzentration auszuführen.
Eine stabile Haltung entsteht durch die richtige Ausrichtung des Körpers, die Aktivierung der benötigten Muskeln und das bewusste Atmen. Eine stabile mentale Haltung bedeutet, präsent zu bleiben, sich nicht von äusseren Ablenkungen stören zu lassen und einen klaren, konzentrierten Geist zu bewahren.
Sukha: Die Freude der Leichtigkeit
"Sukha" bedeutet übersetzt leicht, angenehm oder freudvoll. In der Yoga-Praxis bezieht sich Sukha auf das Gefühl der Leichtigkeit und des Wohlbefindens, das in jeder Pose vorhanden sein sollte.
Dies bedeutet, den Körper nicht zu überfordern. Jedes Asana sollte so angepasst werden, dass es den individuellen Möglichkeiten entspricht. Sukha auf mentaler Ebene bedeutet, eine positive und entspannte Einstellung zu bewahren.
Die Balance finden
Das Ziel (oder auch die Kunst) besteht darin, eine Balance zwischen Sthira und Sukha zu finden. Die beiden Qualitäten scheinen auf den ersten Blick gegensätzlich, doch sie ergänzen sich perfekt. Stabilität ohne Leichtigkeit kann zu Verspannung und Stress führen, während Leichtigkeit ohne Stabilität zu wenig Tiefe und Erdung enthält.
Versuche in deiner nächsten Praxis die Pose zuerst mit einem Fokus auf Sthira auszuführen. Achte auf eine korrekte Ausrichtung und aktive Muskeln. Sobald du Stabilität gefunden hast, lasse Sukha in die Haltung einfliessen, indem du dich auf deine Atmung fokussierst und dich entspannst. Erlaube deinem Körper, in die Pose zu schmelzen, ohne jedoch die innere Stärke zu verlieren.
Die Prinzipien von Sthira und Sukha lassen sich auch auf das tägliche Leben anwenden. Strebe nach einer Balance. Sei diszipliniert und hab Durchhaltewillen (Tapas) sowie klare Ziele und gehe mit Leichtigkeit und Freude dran. Stärke entsteht aus einer Verbindung von Stabilität und Leichtigkeit. Und so schliessen wir wieder den Kreis zu einer Definition von Yoga, die Verbindung bedeutet.
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